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Kinderbuchstabensuppe - wenn ein Hobby zur Leidenschaft wird

17. Aug 2023

Schreiben war schon immer ein Lieblingshobby unserer UCDlerin Iris und als sie für ein Gewinnspiel eine Rezension für ein Kinderbuch schrieb, bemerkte sie, dass sie sich gern noch viel öfter und intensiver auf diese Art mit Kinderbüchern auseinandersetzen möchte. Das war die Intention für ihr Projekt „Kinderbuchstabensuppe“.

Lesezeit: 3 Minuten

Der Anfang

Im Jahr 2020 nahm Iris an einem Gewinnspiel der Website vorablesen.de Teil und läutete damit die Geburtsstunde ihres Herzensprojekts ein – nur dass sie das in diesem Moment natürlich noch nicht wissen konnte. Bei vorablesen.de hat jede Person die Möglichkeit Rezensionen zu ausgewählten Leseproben unveröffentlichter Neuerscheinungen einzureichen und daraufhin das entsprechende Buch zu gewinnen. Bei Iris handelte es sich 2020 um eine Rezension zu einem Kinderbuch, sie gewann das Gewinnspiel und stellte fest, dass sie viel Freude am Rezensieren von Kinderbüchern hat. Vorlesen und Schreiben gehörten schon immer zu Iris Hobbies, bisher allerdings getrennt voneinander. Mit der Idee zu einem Blog über Kinderbücher änderte sich das ganz schnell und als der Name „Kinderbuchstabensuppe“ fiel, war der Blog geboren. Nach etwa einem halben Jahr stieg dann Steffi (aus Darmstadt), eine gute Freundin, mit ein. Als Lehrerin und Germanistin bringt Steffi ein ausgeprägtes Gespür für besondere Kinderbücher mit. Daran orientiert sich, gewissermaßen, die Arbeitsteilung der beiden, denn „Kinderbuchstabensuppe“ erfreute sich schnell großer Beliebtheit und hat über die Blog-Website und Social Media bereits Wellen geschlagen. So ein Projekt will daher immer gut vorbereitet und geplant sein.

Was zu Anfang ein Hobby und eine Leidenschaft war, wird nun auch als Ehrenamt und gesellschaftlicher Auftrag wahrgenommen. Iris sorgt sich um den fehlenden Fokus auf die Leseförderung im Bildungssektor und die daraus resultierenden Zahlen. Etwa jedes vierte Kind kommt aus der Grundschule und verfügt nicht über die nötigen Kompetenzen zum sinnerfassenden Lesen. Ein Problem, dass die ganze schulische Laufbahn und Entwicklung beeinträchtigen kann. Hier möchte Iris aktiv werden und ihre Plattform nutzen, um auf die Wichtigkeit der Lesekompetenz von Kindern aufmerksam zu machen. Die Zielgruppe des Blogs ist daher etwas breiter aufgestellt und wird über verschiedene Kanäle erreicht. Mit dem Blog auf der eigentlichen Website richten sich Iris und Steffi an Familien und Kinder sowie Pädgagog*innen. Hier wird viel mit Bildern gearbeitet, um direkt Einblicke in die ausgewählten Bücher zu geben und die Texte erlauben durch ihre Struktur einen schnellen inhaltlichen Überblick und zeigen eine intensive Beschäftigung mit den präsentierten Büchern. In den sozialen Netzwerken findet sich „Kinderbuchstabensuppe“ auf Instagram und auf Facebook und adressiert Eltern und Pädagog*innen. Hier ist vor allem der Austausch mit der Community wertvoll – sowohl für Iris und Steffi, als auch für ihre Follower*innen untereinander. 2021 starteten die beiden zusätzlich noch einen Podcast, bei dem vor allem Autor*innen über ihre Arbeit interviewt werden. Hier ergab sich eine überraschende Zielgruppe, denn es scheint als würden sich vor allem Menschen aus der Buchbranche für den Podcast interessieren. Vermutlich spielt da die Neugier auf die Arbeitsweise der Kolleg*innen mit rein. Auch in der analogen Welt trifft man auf die Empfehlungen des Blogs. Alle zwei Wochen erscheint ein Beitrag von „Kinderbuchstabensuppe“ in der lokalen Zeitung, dem Obermain Tagblatt und damit erreichen Iris und Steffi rund 10.000 Haushalte und vor allem auch eine ältere Zielgruppe, wie etwa Großeltern, die nicht selten den Enkelkindern gerne mal ein Buch sponsoren.


Iris und ihr Gewinnspielbuch in der Stadtbücherei; Bild: Katha M.
Iris und ihr Gewinnspielbuch in der Stadtbücherei; Bild: Katha M.
Das Konzept und die Redaktion

Vor Steffis Beteiligung hatte Iris sich vor allem an den Bilder- und Kinderbüchern aus dem Regal ihrer kleinen Tochter bedient. Sie hat rezensiert und gezeigt, was sie zu Hause hat, was ihr in Buchhandlungen oder der Bücherei in die Hände gefallen ist. Dass konnten Klassiker oder Neuerscheinungen sein, es ergab sich eine bunt gemischte Auswahl. Als Steffi dazukam, entwickelten die beiden gemeinsam ein neues Konzept. Beiträge werden seitdem nach Themen geplant und dass meist ein halbes Jahr im Voraus. So haben beide genug Zeit, passende Bücher zu finden, zu besorgen, zu lesen und darüber zu berichten. Gerade was den Aspekt der Beschaffung angeht, achten sie darauf, die Nachhaltigkeit nicht aus dem Blick zu verlieren. Neben Rezensionsexemplaren, um die sich Steffi kümmert, werden Bücher aus der Bücherei oder von Freunden ausgeliehen und so dem Kaufen vorgezogen. Um dem schnellen Konsum nicht noch weiter unter die Arme zu greifen, stellt „Kinderbuchstabensuppe“ auch viele Bücher neben den aktuellen Neuerscheinungen vor. Dafür wird auch mal content „recycled“, vor allem bei saisonalen Themen wie Weihnachten, wo ein geliebter Klassiker nicht oft genug erwähnt werden kann und sich in jedem heimischen Bücherregal sicherlich schon einige Ausgaben finden lassen.

Das Besondere an „Kinderbuchstabensuppe“ ist die sogenannte Kinderredaktion. Dabei dürfen die eigenen Kinder von Iris und Steffi oder auch Schul- und Kindergartenfreund*innen mitmachen und in einem eigenen Beitrag selbst ihre Lieblingsbücher vorstellen. Auf dieses Konzept sind auch schon Verlage aufmerksam geworden und haben sich begeistert eingeklinkt. Die Kinder stellten ihr aktuelles Lieblingsbuch in einem kurzen Beitrag vor und erhielten von einem großen Verlag wie dem DK Verlag als Sponsor ein neues Buch, das sie sich selbst auswählen durften – z.B. ein Erstlesbuch, ein Kochbuch, ein Sachbuch. Diese besonderen Beiträge ermöglich neue Perspektiven auf Kinderbücher und tragen an die Leser*innen eine kindgerechte Perspektive heran. Für alle anderen Beiträge empfiehlt es sich natürlich trotzdem, die Bücher mit den eigenen Kindern gemeinsam zu lesen, um nicht zu sehr aus der erwachsenen Sicht darüber zu schreiben.

Durch die unterschiedlichen Altersgruppen der eigenen Kinder machen sich mittlerweile auch Unterschiede im Leseverhalten, sowohl der Kinder als auch bei Steffi und Iris bemerkbar. Während Steffis Kinder langsam aus dem Bilderbuchalter rauswachsen, steckt Iris mit ihrer Tochter noch voll drin und genießt es, nach einem langen Arbeitstag vor Bildschirmen und unzähligen Texten, ein Bilderbuch zur Hand zu nehmen. Dass sich ihre Vorliebe für Kinderbücher mit dem Älterwerden ihrer Tochter verändern wird, glaubt sie selbst nicht. Natürlich wird dann eine Verschiebung in Richtung Kinder- und Jugendbücher stattfinden, aber gerade Bilderbücher haben einen festen Platz in ihrem Herzen. Hier kann sie sich neben dem Text auf die Bildkomposition konzentrieren und vieles entdecken, was man beim ersten Mal Vorlesen vermutlich gar nicht bemerkt. Zudem erleichtern Bilderbücher den Zugang zu allen Menschen, egal ob man ihnen im Sinne der Leseförderung entgegenkommt, oder die Lust an Geschichten geweckt werden soll – nicht umsonst sind Märchenerzählungen zum Beispiel in Seniorenheimen immer noch beliebte Geschichten zum Vorlesen.

Das "größere Ziel"

Entgegen dem Ziel vieler Blogger, die auf unterschiedlichen Kanälen aktiv sind, geht es Iris bei „Kinderbuchstabensuppe“ keineswegs um eine möglichst große Followerzahl oder Kooperationen. Tatsächlich wünscht sie sich sogar in der analogen Welt aktiver zu werden und mehr Menschen zu erreichen. Dafür machen beide Frauen privat eine Weiterbildung zur Lese- und Literaturpädagogin, welche ihnen in Zukunft größere Projekte mit Kindern ermöglicht. Iris ist zum Beispiel ein Fan vom sogenannten Kamishibai-Erzähltheater, wo mit Bildkarten gearbeitet wird und was sich sehr einfach in den Schulunterricht integrieren lässt. Den Schulunterricht unter dem Aspekt der Leseförderung mitzugestalten, erhoffen sich Iris und Steffi, indem sie dank ihrer Weiterbildung auch Multiplikator*innen schulen können. Gerade Lehrkräfte haben kaum Zeit und Ressourcen, sich in diesem Bereich immer auf dem Laufenden zu halten. Iris und Steffi können ihnen erarbeitete Konzepte und ihre eigenen best-practices liefern, um sie zu unterstützen und einen Mehrwert zu generieren.

Steffi und Iris in der Stadtbücherei; Bild: Katha M.
Steffi und Iris in der Stadtbücherei; Bild: Katha M.
The best and the worst 

Dass Iris für ihr Hobby brennt, ist bei all dem Engagement wirklich nicht zu übersehen und während sie sich über jeden gefunden Buchschatz freut, den sie zufällig (wieder-)entdeckt, ist es gerade der überwiegend digital stattfindende Teil ihrer Leidenschaft, der sie manchmal stört. Beruflich bedingt arbeitet sie ohnehin ausschließlich am PC, nutzt Planungs- und Termintools. Das Ziel, sich mehr in der analogen Welt zu verankern und direkter an der Leseförderung teilzunehmen ist dadurch umso stärker.
Doch egal wie viel Zeit an Bildschirmen verbracht wird, die Freude daran, Begeisterung für Bücher an Kinder und Erwachsene weiterzugeben macht jeden kleinen Grund zu meckern doppelt und dreifach wieder wett. Die Reaktion der Kinder ist dabei etwas ganz besonderes, denn sie gehen auf in ihrer Begeisterung und geben der eigenen Wahrnehmung des Gelesenen gleichzeitig immer eine neue Perspektive mit.

Iris hat für sich das perfekte Hobby gefunden. Sie darf lesen, schreiben, spannende Menschen kennenlernen und immer wieder zwischendurch ein wenig Kind sein. Ein Ausgleich, den sich jeder in seinem Alltag nur wünschen kann.


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